Adventskonzert mit dem Gesangverein Wittlingen um Dirigent Tomi Kaufmann (vorn rechts) und dem Chörle Rickenbach um Leiter Martin Angell (vorn links). Foto: Ines Bode
Erstmalig studierte der Gesangverein „Eintracht“ Wittlingen einen Choral des Weihnachtsoratoriums von Bach ein, und dann wollte sich tatsächlich die Heizung der Kirche empfehlen. Man habe jedoch „alles in Bewegung gesetzt“, um das Problem zu beheben, gab die hocherfreute Vorsitzende Hildegard Eckerlin am Adventskonzert bekannt. Bericht von Ines Bode
Es hat sich gelohnt: Die Wittlinger Sänger und als Gast das Chörle Rickenbach konnten für ihre ausgefeilten Darbietungen auf die schwingende Akustik St. Michaels setzen. Im Notengepäck hatte Dirigent Tomi Kaufmann nicht nur Bachs oratorisches „Wie soll ich dich empfangen“, sondern weitere Glanzstücke mehr. Den Auftakt bildete „Oh Bethlehem, du kleine Stadt“.
Weihnachtsbotschaft prägt den Abend
Die weihnachtliche Botschaft sollte sich laut des Sprechers Josef Droll durch den Abend ziehen. Das feierliche Spiel mit der Tonstärke dominierte die Weise „Adoramus te, Christe“, ein Spiel, besser eine Kunst, der die Rickenbacher später mit ihrem Pendant „An Irish Blessing“ in nichts nachstanden.
Anspruchsvoll ging es beim örtlichen Ensemble weiter mit dem mehrstimmigen Choral „Sanctus“ sowie einem bekannten Maierhofer Volkslied, das von Jubel und Freude kündet. Im zweiten Teil intonierten Kaufmanns siebzehn Stimmen, darunter drei männliche, den vertonten Psalm „Der Herr ist mein Hirt“ (ohne e). Bei Bach standen indes vier Herren auf dem Podium, da Tastenkünstler Markus Koch Verstärkung leistete. Und auch der Dirigent fiel ein. Zurück am Keyboard verlieh Koch dem zweistimmigen wie verbreiteten Kirchenlied „Vom Flügel eines Engels berührt“ und dem ehrgeizigen wie klangvollen „So many Stars“ melodisches Beiwerk.
Christmas-Klassiker aus Amerika
Rosina Mundt-Schneider erzählt im Gespräch danach, dass mit Tomi Kaufmann 2019 frischer Wind und neue Titel Einzug hielten, so das Weihnachtsoratorium oder etwa der Christmas-Song. Dass man immer dazu lernen kann, zeigte das populäre Stück „Carol of the Bells“.
Ein Christmas-Hit mit dem Charakter eines Mementos, ohne den in Amerika kein Weihnachten gefeiert wird. Geschrieben wurde er bereits 1914 – von Mykola Leontovych, einem Komponist der Ukraine. Die Rickenbacher Gäste um Dirigent Martin Angell zeigten sich als leistungsstarke Kollegen, starteten sakral mit Adagio „Abide with me“. Zudem ging mit Angell eine Seltenheit einher: Er zauberte ein Cello hervor, um für und mit dem herrlichen Klangkörper den Klassiker „Maria durch ein Dornwald ging“ neu zu arrangieren und zu begleiten. Klaviertöne krönten indes „Wäre Gesanges voll unser Mund“ umwoben, wofür es glatt einen Zwischenapplaus gab. Den Schluss des rundherum großeartigen Konzerts bildete eine volle Bühne, beide Chöre sangen mit Publikum „Hell vom Turm die Glocken klingen“. Und weil der Uhrzeiger gerade auf 19 Uhr rückte, mischte sich die eiserne Schwester von St. Michael mit hallendem Schlag ein. Randnotiz: Vor genau einhundert Jahren wurde die kleinste Wittlinger Glocke eingebaut, St. Michael selbst wird in zwei Jahren 250 Jahre alt.
„Es kommt ein Schiff…“ zum Abschluss
Zur Freude aller Anwesenden erklang auch die Orgel von der Empore, bedient von Markus Koch: Festlicher konnte es mit „Macht hoch die Tür“ und dem jahrhundertealten Adventsgesang „Es kommt ein Schiff geladen, …trägt Gottes Sohn voll Gnaden“ dann wirklich nicht mehr werden.