Gründungsjahr
Das Gründungsjahr ist nicht genau feststellbar, da keine Urkunde oder Gründungsprotokoll existiert. Einzig ein Notenbüchlein von 1844 – es gehörte einem Johann Georg Heckendorn, lässt den Schluss zu, dass es seit mindestens 1844 eine Vereinigung von Männern gegeben hat, die sich regelmäßig zu Gesang trafen.
Fahnen
Die erste Fahnenweihe des Vereins muss im Jahre 1846 stattgefunden haben. Dies geht aus einer überlieferten Fotografie aus dem Jahre 1875 hervor, auf der 16 junge Männer und die Fahne mit der Jahreszahl 1846 zu erkennen ist.
1922 wurde die 75-Jahre alte, zerschlissene Fahne durch eine neue Fahne zu einem „staunenswert billigen Preis von 38 000 Mark“ ersetzt. Diese Fahne ist heute das ehrwürdige Zeichen der “Eintracht“ Wittlingen. Wahlspruch des Vereins auf seiner Fahne:Stark wie der Fels, golden wie der Wein, Mög Sängers Herz und Lied stets sein!
Der Männerchor Anfang des 20. Jahrhunderts
Die ersten Vereinsstatuten stammen aus dem Jahre 1891 mit 23 Mitglieder verzeichnet. Ein Mitgliederverzeichnis aus dem Jahre 1900 ist vorhanden, während das eigentliche Protokollbuch im Jahre 1909 beginnt.
Die Jahresprotokolle wiederholen sich: Da ist von Sängerfesten, von Kirchenkonzerten, von Waldfesten die Rede, von Vereinsausflügen und von Besuchen bei anderen Vereinen, aber auch von Festen und Beerdigungen junger und alter Sangesbrüder, bei denen Liedvorträge je nach Anlass Freude bzw. Trost bringen sollten.
Aus dem Männerchor wird ein gemischter Chor
Nach dem zweiten Weltkrieg 1946 übernahm der Dirigent, Max Kohler, den Männerchor und führte den Chor über 30 Jahre bis einschließlich 1975. Er prägte den Chor stark und führte ihn jahrein, jahraus an den Jahresfeiern und sonstigen geselligen Veranstaltungen. Nachdem die Zahl der aktiven Sänger immer mehr zurückging, entschloss man sich 1976 – teilweise schweren Herzens – aus dem Männergesangverein einen gemischten Chor zu machen. Der Erfolg rechtfertigt die damalige Entscheidung, so die Meinung der meisten Beteiligten. Somit konnte das 140 und 150jährigen Jubiläen gefeiert werden. Mit 36 Sänger und Sängerinnen war der Chor zum 150. Jubiläum bestens aufgestellt.
Von 1995 bis 2000 führte Hanno Kirchgässer den Chor immer wieder zu grandiosen Auftritten. Aber nach und nach schrumpfte die Zahl der Sängerinnen und Sänger; es gab nur noch 14 Aktive im Gesangverein. Das Jahr 2000 sollte ein sehr schwieriges Jahr für den einstmals stolzen Gesangverein werden. Erstmalig wurde eine Frau als Vorsitzende gewählt. Rosina Mundt erklärte sich bereit, den Verein sozusagen als Lotsin aus der schweren See zu führen.
Der Neuanfang mit einem jungen Dirigenten
Nach einer kurzen Ruhepause engagierte der Chor den jüngeren Dirigenten, Dieter Hilpert. Es gab keinen Riesenandrang während der ersten Proben unter Hilpert, aber diejenigen die zum Chor gefunden hatten, machte der Neubeginn sichtlich Spaß. Mit modernem Liedgut und lustigen Arrangements meldete sich der Patient Gesangverein wieder gesund.
Nach dem 160-jährigen Jubiläum im Jahr 2004 machte sich im Gesangverein eine Aufbruchsstimmung breit. Das Jubiläum war recht gut gelungen und die Mitglieder nahmen verstärkt an den Veranstaltungen im Dorf teil. Musikalisch waren die ersten Jahre nach dem Jubiläum erfolgreich. Dirigent Dieter Hilpert schaffte es immer wieder auch mit der kleinen Sängerschar ansprechende Chorliteratur einzuüben und aufzuführen
Die Zeit des Überlebens
Eine harte Zäsur stellte dann das Ausscheiden der Dirigent Dieter Hilpert dar. Die schwache finanzielle Situation des Vereines kam hinzu. Der kleine Chor wollte nicht aufgeben. Die Vorsitzende Rosina Mundt übernahm den Dirigentenstab und führte den Chor in der Doppelrolle als Vorstand und Dirigentin weiter. Der Gesangverein beschränkte seine Hauptauftritte auf die Adventskonzerte in der Michaelskirche, blieb aber als Gesangverein bestehen.
Der Kinderchor
2002 wurde ein Kinder und Jugendchor unter der Leitung von Rosina Mundt gegründet. Der Chor bereicherte die Veranstaltungen und nahm an Kinderchortreffen teil. Nach dem Kindermusical “Froschkönig“ 2013 übernahm Gitta Kaltenbach und Dörthe Fleig die Leitung des mittlerweile “Musicalkids- MuKis“ genannten Kinderchors. Viele Jahre wurden grandiose Musicals mit riesigem Erfolg inszeniert. Leider beendeten die beiden Leiterinnen 2018 ihr Engagement für den Kinderchor.
Der Auftakt zum 175. Jubiläum
Nichts desto trotz wollte der Gesangverein seinem Jubiläum nicht in Selbstmitleid zerfließen und feiert das 175-jährige Jubiläum mit einem Galaabend, einem Chorfest mit Gastchören und mit der Mitwirkung an einem Festgottesdient mit anschließender Matinée mit der Stadtmusik Lörrach. Um den Erfolg zu sichern, engagierte man 2018 eine versierte Dirigentin, Konstanze Franke. Nach einer Werbekampagne speziell für das Jubiläum, stellten sich auch einige Gastsänger und Gastsängerinnen in den Chordienst.
Das Jubiläumsfest April 2019
Mit einem Galaabend zum Auftakt der Festlichkeiten anlässlich des 175jährigen Bestehen feierte der Gesangverein „Eintracht“ Wittlingen. Glanz und Glamour samt roten Teppich umgaben den Saal, die 13 aktive Sängerinnen und Sänger des Vereins, unterstützt von Gastsänger, feierten das Jubiläum mit Musik und Magie. Zauberer, Willi Auerbach, moderiert das Programm und führte frech-charmant durch den Abend und verblüffte das Publikum durch seine Tricks und Magie.
Eigens für das Jubiläum hat man Dirigentin, Constanze Franke engagiert, Elke Adams begleitete am Piano. In drei Blöcken gab der Chor Lieder in drei Themenbereichen zum Besten: Lebensfreude und Gesang – etwa „Oh happy day“ oder „Liebe das Leben“, Freundschaft und Liebe – mit „Vive l’amour“ (hier machten sich die strahlenden Tenöre bemerkbar, die auch bei „The Rose“ oder „Butterfly“ glänzten), sowie Fernweh und Reise, darunter das „Schifferlied“ und „I have a Dream“. Sie taten dies mit so viel Freude und Leidenschaft, dass der Funke in Form von Beifall auf das Publikum übersprang.
Textlich wurde es viersprachig, darunter gar lateinisch, so im Auftaktlied „Audite silete“. Englisches Vokabular enthielt „My Bonnie“, ein Evergreen. Blitzsaubere Sopranstimmen taten sich bei „Tum Balalaika“ hervor. Mit brillantem Anschlag veredelte Adams gekonnt am Klavier Spirituals wie „Give Glory“ und „Lord of the dance“.
Der Glamour blieb auch für das Sängerfest am Samstag erhalten. 140 Sängerinnen und Sänger traten auf, neben den Jubilaren waren die Gesangvereine aus Schallbach, Binzen, Wollbach und aus Wittlingen-Bad Urach dabei. Sonntag umrahmte der Chor den Gottesdienst musikalisch mit christlichen Titeln, wie „Here I am Lord“. Anschließenden gab die Stadtmusik Lörrach eine Matinee für die Festgäste.
Der Abschluss zum Jubiläumsjahr: das Adventskonzert
Strahlende Sopranstimmen, die versiert von Tenören und Bässen ummantelt wurden, sicherten sich die Gunst des Publikums in der Kirche beim Adventskonzert des Gesangvereins „Eintracht“.
Zugleich bildete die Darbietung den letzten Auftritt im musikalischen Reigen zum 175-jährigen Bestehen. Im Frühjahr wirkte der gemischte Chor, zu einem solchen entwickelte sich der ursprüngliche Männergesangverein, beim Auftakt-Gottesdienst mit. Am Samstag schloss sich der Kreis an sakraler Stätte.
Gesangliche Verstärkung fand sich mit dem Efringen-Kirchener Gospel- und Kirchenchor „Salt’n’Light“ ein. Los ging es jedoch mit den Jubilaren, die zwecks Einstimmung ein sanftes Jubellied interpretierten. Von einem „erinnernden Song“ sprach Pfarrer Jens-Daniel Mauer, der in der Begrüßung seinerseits das April-Konzert erwähnte.
Eine runde Vorstellung bot sich auch mit dem Repertoire am Samstag. Jubiläums- und Gastchor überzeugten das Publikum jeweils mit Einzelleistungen, um sich überdies als stimmstarkes Ensemble zu formieren.
Fachliche Unterstützung holten sich die Organisatoren um Vorsitzende Rosina Mundt-Schneider und ihren Helferstab mit dem Profi-Musiker und Leiter des Eimeldinger Frauenchors Tomi Kaufmann. Er verstand es, die „Eintracht“-Vokalisten mit den „Salt’n’Light“-Sängern von Dirigentin Birte Niemann zur homogenen Formation zusammen zu führen. Mehr noch, nämlich die gewachsenen Register zu Höchstleistung anzuspornen, gelang Kaufmann.
In einer Glanzleistung mündete das Stück „I have a dream“ des kraftvollen Gesamtchors. Gespickt war der Titel mit gesprochenen Sequenzen, die zur feierlichen Note beitrugen.
Textpassagen bereicherten einen weiteren Höhepunkt, als Sprecher trat in bewährter Manier Helmut Reith auf. „Walk in the light“ hieß das Spiritual, Reith zufolge „ein großes Abenteuer“, das er mit sakralem Inhalt füllte.
Das Publikum reagierte hörbar, sandte hier wie an anderer Stelle lautstark Applaus. Das galt auch für „So many stars“, das erneut Mehrstimmigkeit erforderte und englische Verse dazu. Die fremde Sprache birgt für manchen bekanntlich eine Hemmschwelle. Trotzdem schienen die Strophen dahin zu fließen und wurden mit Bravour gemeistert.
Ein Übriges tat Heinz Breininger am Keyboard, dessen lockere Tastenkünste umrahmten wie betonten.
Viele Glanzpunkte waren zu erleben, etwa die feine Sopranversion von „Go tell it on the mountain“ der Jubilare, und der beherzte Part der Gäste im ersten Block.
Nicht zu kurz kamen darüber hinaus weihnachtliche Weisen wie „Brennende Lichter“, „Christnacht“ oder „Wachet auf“, die im geschmückten Altarraum ihre Wirkung entfalteten.
Die Vorführung
endete im kollektiven Gesang aller Versammelten, gefolgt von Freude über den
gelungenen Abschluss. Oder wie Pfarrer Mauer sagte: „Großartig, dass ihr uns
dieses Adventsgeschenk macht.
Ines
Bode
Jährlich wiederkehrende Veranstaltungen:
Neujahrsempfang der Gemeinde Wittlingen, Mitwirkung der Gottesdiente zum Volkstrauertag und andere Anlässe, Adventskonzert, Teilnahme am Dorffest zum Sonnenwende und Adventszauber, Papiersammlungen.