Fünf Chöre, 30 Lieder und mehr als drei Stunden Programm bei Verhältnissen wie in einer Sauna – das Konzert in der Gemeindehalle forderte allen Höchstleistungen ab. Anlass war das 180-jährige Bestehen des Gesangvereins „Eintracht“ Wittlingen.
Der gastgebende Gesangverein „Eintracht“ übernahm selbst unter der Leitung von Tomi Kaufmann die schwierige Aufgabe des Eisbrechers mit dem Armstrong-Klassiker „What a wonderful world“. Welche Anstrengung es bei diesen Temperaturen macht, zu singen, zeigt sich vielleicht daran, dass einer der Sänger binnen nicht einmal einer Stunde gut 1,5 Liter an Flüssigkeit zu sich nehmen musste – fast wie einem sportlichen Wettkampf.
Das Publikum war anfangs noch etwas verhalten und brauchte offensichtlich auch etwas Zeit, sich an die äußeren Bedingungen in der Gemeindehalle zu gewöhnen. Vorsitzende Hildegard Eckerlein begrüßte die Gäste inklusive Bürgermeister Michael Herr und durfte einige Geschenke der Gastchöre entgegennehmen – ein Bembel, zahlreiche Umschläge, den satten Applaus des Publikums und viele gute Wünsche für die Zukunft des Chors.
Der bislang eher launische Verlauf des Sommers hatte die Verantwortlichen vor die komplexe Entscheidung gestellt, bei 33 Grad eine Veranstaltung in einer Halle zu planen oder bei einem „Open-Air“-Konzert mit latentem Regenrisiko zu leben. Der Jubilarchor bot eine Mischung aus deutschem und englischsprachigem Klassikern, die gut akzentuiert und abgemischt den Zuschauern präsentiert wurden.
„Von der Alb ’ra komme“
Der Gesangverein Wollbach trat etwas ersatzgeschwächt auf die Bühne, denn sie hatten eine eigene Veranstaltung am Sonntag. So waren nicht alle Sänger angereist, doch auch so zeigten die Wollbacher eine gelungene Darbietung von zumeist Klassikern wie „Gute Nacht Freunde“ unter der Leitung von Matthias Krüger.
Den ersten Höhepunkt setzten die „Hochgebirgsgäste“ von der schwäbischen Alb aus Bad Urach-Wittlingen und der zupackenden musikalischen Leitung von Regine Zahler. Der Männerchor bot alpine Hochgebirgsmusik mit lauten und leisen Tönen. Die Zuhörer honorierten den stimmungsvollen Einsatz deutlich und klatschten zum Beispiel bei „Rock mi“ vom Voxxclub mit.
Der gemischte Chor aus Schallbach (Leitung: Martin Klingler-Stolzenbach) erwies sich als differenzierter Klangkörper mit der Fähigkeit das übergreifende Thema „Träume“ aus dem Set der Lieder in akustische Welten umzusetzen. Als Beispiel sei hier das Lied „Freiheit“ von Marius Müller-Westernhagen genannt, der damit einst einen nachdenklichen Blick auf die Wiedervereinigung warf. Der Text ist gut gealtert, denn das Spannungsfeld von individueller Freiheit und gesellschaftlichem Zusammenhalt hat nichts von der Aktualität verloren. Vielfach wirken auch Lieder wie Nenas „99 Luftballons“ aktueller denn je, wenn am Ende der Wunsch nach Frieden mit einem symbolisch losgelassenen Luftballon zum Ausdruck gebracht wird.
Alle dürfen an frische Luft
In der Pause durften alle an die frische Luft, denn im Hof hatte das Weingut Ernst kühle Schätze im Weinglas aufgebaut. Jeder Zuschauer atmete einmal tief durch, bevor er zurück in die subtropische Gemeindehalle zurückkehrte, obwohl der gastgebende Chor alles in ihren Händen Mögliche tat, um durch Durchzug für Abkühlung zu sorgen.
In der Pause durften alle an die frische Luft, denn im Hof hatte das Weingut Ernst kühle Schätze im Weinglas aufgebaut. Jeder Zuschauer atmete einmal tief durch, bevor er zurück in die subtropische Gemeindehalle zurückkehrte, obwohl der gastgebende Chor alles in ihren Händen Mögliche tat, um durch Durchzug für Abkühlung zu sorgen.
Der Gesangverein „Eintracht“ aus Binzen brachte dann gute Laune und Stimmungsmusik auf die Bühne. Chorleiterin Ibolya Barla hatte ihre Männer akustisch gut im Griff und steuerte sie sicher über die musikalischen Stromschwellen ihrer Set-Liste. Schluss- und Höhepunkt war Monte Pythons „Always look on the bright side of life“ inklusive Solist für die Strophen, Pfeifeinlage, Klatschen und eine kleine Choreographie der Sänger.
Mit einer zweiten Setliste der beiden Wittlinger Chöre wurde die Schlussrunde eingeleitet mit einem gemeinsamen Lied „Sing mit mir“ als Abschluss. Dieses Motto drückte den Zweck des Abends, der Freude am geselligen Gesang, in einem Satz treffend aus. Der einzige Wermutstropfen in der vollen Halle war der Blick in die Runde, denn das Publikum war ein Abbild des bekannten Nachwuchsmangels, mit denen insbesondere viele reine Männerchöre zu kämpfen haben. So sprachen alle Redner sowohl über die erfolgreich bewahrte Tradition, drückten aber gleichzeitig ihre Hoffnung aus, dass die 180-Jahr-Feier nicht der Schlusspunkt der Geschichte des Gesangvereins „Eintracht“ Wittlingen sein möge. Eingebettet war das Festkonzert in die Feierlichkeiten zum 1150-jährigen Bestehen des badischen Wittlingen, dass das ganze Jahr gefeiert wird.